Die Schiller

Mit Brigitte S. und Wolfgang D.
Auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Karriere beschließt die Schiller etwas anderes zu machen

  • Lutz Mommartz /

  • 1975 /

  • 30 min - 16mm - s/w


  • Lutz Mommartzspacer

  • 1968 drehte ich mit Wolf D., einem Düsseldorfer Kunst- und Architekturstudenten einen Film über dessen Vorstellung von der Zukunft.
    Er wurde ein Zeugnis für die Ohnmacht des Einzelnen, die Welt zu verstehen und neu zu entwerfen. Sechs Jahre später lernte ich seine Freundin Brigitte S. kennen. Als Inhaberin einer Agentur in einer beruflichen und persönlichen Umbruchsituation wurde sie für mich zu einem Medium, das in der Lage war, die inhaltliche Leere der Stadt widerzuspiegeln.
    Sie erzählt, ihre Karriere nur gemacht zu haben, um sich ihrem Vater zu beweisen. Ein Jahr später sieht man sie schwanger zusammen mit dem Mann aus "Überfordert".

  • Ein Portrait einers erfolgreichen Inhaberin einer Agentur für Modelle, die sich in einer beruflichen und persönlichen Umbruchsituation befand.spacer

  • Das Gespräch blieb nach Drehschluß liegen, weil die aufgeworfenen Fragen aufBeantwortung warteten, Antworten, die den Film hätten abschließen können. Nach einem Jahr bot sich dann eine Chance. Brigitte war hochschwanger und bereit, sich mit ihrem Gefährten Wolf Domke (bekannt aus dem Film „überfordert“) beim Abhören des ersten Gesprächs vor der Kamera zu zeigen.
    Daß sich Brigitte in ihrer Situation nicht glücklich fühlte, war für den Autor (Mommartz) kein Grund, den Film abzubrechen, zumal es für ihn selbstverständlich war, daß die Aufnahmen weiter gehen sollten. Es gehört bekanntermaßen zu Mommartz Stilmittel des direkten Films und zur Freiheit der Kunst. Brigitte Schiller und Wolf Domke haben also weiter mitgespielt.
    Beide haben sich selbst dargestellt und verantwortet. Es kam auch zu keiner anderen Abmachung.
    Trotzdem war Mommartz damals dem Wunsch von Brigitte nachgekommen, den Film vorerst nicht öffentlich zu zeigen, weil dieser u.U. ihre berufliche Karriere hätte beeinträchtigen können. Jetzt, im Abstand von 45 Jahren, möchte Brigitte immer noch die Aufführung verbieten, was Mommartz sich aber nicht mehr vorschreiben läßt, weil für alle die Einsicht gereift sein dürfte, diesen Film als ein Zeitzeugnis von Belang anzusehen.
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